Albrecht von Falkenberg

Als Zwilling von Friedrich wurde Albrecht nur wenige Minuten nach diesem geboren. Er genoss dieselbe Ausbildung wie sein Bruder, wobei sich relativ schnell zeigte, dass Albrecht Feder und Tinte wesentlich besser beherrschte als Schwert und Axt. In dieser Hinsicht ähnelte er dem jungen Ferdinand von Hohenwacht, mit dem er ebenso wie sein Bruder und Balder von Wulfenheim eng befreundet war. Die beiden bildeten gewissermaßen ein besonnenes Gegengewicht zu Friedrich und Balder mit ihrer oft ungestümen Art.

 

Während Friedrich sich gemäß seiner Rolle als zukünftiger Graf vor allem auf weltliche Belange konzentrierte, entdeckte Albrecht bereits in seiner Kindheit die Philosophie und die Wissenschaft für sich. Er verbrachte viel Zeit in der Gegenwart von Gerbald vom Stein, dem Hofmagus seines Vaters, und Konrad von Isenbruch, dem Hofpriester des Andossus auf Schloss Falkenberg, und bedrängte die weisen Männer mit Fragen über Menschen und Götter.

 

Wilhelm IV. unterstützte diese Interessen zwar, sorgte aber auch dafür, dass Albrecht seine körperliche Ausbildung nicht zu sehr vernachlässigte. Seine besonnene und rationale Art ließen Albrecht auch den Tod seiner Mutter Isabella besser verkraften als sein Bruder, dem er in dieser Zeit die wichtigste Stütze war. Ähnlich verhielt es sich nach dem Unfall, der ihre kleine Schwester Johanna 777 n.Gr. das Leben kostete.

 

Als Friedrich beschloss, die Hohe Akademie des Ritterlichen Kampfes zu besuchen, wurde Albrecht auf Betreiben seines Vaters zum Knappen von Hauk von Rabenfels. Dies geschah wohl nicht zuletzt, um den falkenberger Adel nach Friedrichs Traditionsbruch zu besänftigen.

Albrecht fügte sich in diese Rolle. Mit Hauk von Rabenfels hatte Wilhelm allerdings auch wohlwissend einen Mann ausgesucht, der den Hohen Künsten ebenfalls nahe standen. Zwischen den beiden entwickelte sich eine tiefe, beinahe väterliche Freundschaft, und so manch anstrengende körperliche Ausbildungseinheit endete abends bei Wein und philosophischen Gesprächen.

 

Seinen Ritterschlag erhielt Albrecht kurz nach der Rückkehr Friedrichs, sodass beide nun gemeinsam eine vergleichsweise ruhige und sorgenfreie Zeit genießen konnten. Als Falkenberg schließlich die ersten Nachrichten von einem erneuten Barbareneinfall erreichten, wollte sich auch Albrecht dem Heerzug anschließen. Auf ausdrücklichen Befehl seines Vaters musste er jedoch zurückbleiben, denn Wilhelm wollte die Grafschaft nicht völlig ohne einen Vertreter seines Hauses zurücklassen.

Bis heute macht Albrecht sich bisweilen Vorwürfe, seinem Vater in seinem letzten Kampf nicht beigestanden zu haben, ungeachtet allen Zuspruchs.

 

In den unruhigen Zeiten unmittelbar nach Wilhelms Tod stand Albrecht seinem Bruder tatkräftig zur Seite und stellte in den Verhandlungen mit dem falkenberger Adel sein diplomatisches Geschick unter Beweis. Auch in diesen Tagen ist Albrecht oft in Friedrichs Auftrag als Botschafter unterwegs, was ihn zu einem weitgereisten Mann gemacht hat. Die guten Beziehungen Falkenbergs zu den Tieflanden gehen zu einem nicht geringen Teil auf das Wirken des jüngeren Zwillingsbruders zurück.

 

Die Brüder ähneln sich auch heute noch wie das sprichwörtliche Ei dem anderen. Selbst langjährigen Bediensteten und Bekannten fällt es schwer, die beiden auf Anhieb zu unterscheiden. Zwar sorgen am Hof in der Regel Kleidung und Gebaren dafür, dass niemand aus Versehen den falschen Bruder anspricht, doch munkelt man, dass Friedrich und Albrecht seit ihrer Kindheit nie aufgehört haben, bisweilen unbemerkt ihre Rollen zu tauschen.