Von den Urzeiten

"Lange bevor die ersten Menschen in das Land kamen, welches wir heute Falkenberg nennen, waren andere Lebewesen und Kulturen bereits aufgestiegen und wieder gefallen. Noch heute finden sich mancherorts Überreste solcher vergangenen Zivilisationen, sei es in den tiefen Wäldern Wulfenheims, in den dunklen Wassern des Nebelsees, in den übelriechenden Mooren an seinen Ufern oder in den unzugänglichen Höhen und Tälern des Silbergebirges. Doch hat der Zahn der Zeit zu lange an diesen Relikten genagt, als dasz man mehr als blosze Spekulationen über ihre Schöpfer äuszern könnte.

 

Es gibt jedoch ein Volk, das bereits vor Tausenden von Jahren in diesen Landen lebte und von welchem einige wenige Individuen bis heute überlebt haben. Es ist das Volk der Trolle, die der gemeine Volksmund bisweilen abschätzig Bergschrate nennt. Dabei ist den einfachen Menschen nicht bewusst, dasz diese uralten und ehrwürdigen Geschöpfe auf eine eindrucksvolle Kultur zuruckblicken können. Woher genau ihre Rasse stammte und wann sie zu den Herrschern dieser Region wurde, wissen die Trolle unserer Zeit selbst nicht. Es scheint jedoch, als hätten sie zunächst ausschlieszlich im Gebirge gelebt und sich erst im Laufe vieler Jahrhunderte in die tieferen Ebenen ausgebreitet. Dabei haben sie überall Spuren hinterlassen. An vielen Stellen in der Grafschaft, aber auch im restlichen Falkengürtel und in Branden, zeugen gewaltige Mauerreste und Ruinen von den mächtigen Befestigungen der Trolle. Auch die falkenberger Feste Trollgard an der Grenze zu Branden wurde auf den Überresten einer alten Trollburg errichtet und erhielt daher ihren Namen.

 

Diese Trutzburgen sollten ihren Bewohnern Schutz bieten vor einer tödlichen Bedrohung, die die Lande der Trolle schlieszlich vor ungefähr viertausend Jahren heimsuchte. Mit Feuer und Zorn stieszen die Drachen aus dem Himmel herab und begannen einen ungeheuren Krieg gegen die Trolle. Ganze Landstriche wurden zu Asche verbrannt, Seen verdampften und selbst die Berge erzitterten unter den Gewalten, die jene machtvollen Rassen entfesselten. Zweitausend Jahre lang währte dieser Krieg, und am Ende gab es keinen Sieger. Von dem einst so stolzen Volk der Trolle waren nur noch einige Dutzend geblieben, ihre Zivilisation war vernichtet. Die Überlebenden zogen sich tief zurück ins Gebirge. Aber auch die Drachen hatten einen hohen Blutzoll bezahlt. Die wenigen, die verblieben waren, kehrten dem Land um den Nebelsee den geschuppten Rücken zu. Nur Farnir der Rote blieb zurück, denn er war zu geschwächt und vom letzten Kampf des Krieges verwundet. So also kroch er in eine Höhle an der Quelle des Wyrm und sollte dort für viele Jahrhunderte schlafen."

 

M.M.E. Gerbald vom Stein, Historia Falkenbergensis