die grafschaft falkenberg


Die Grafschaft Falkenberg liegt im äußersten Nordosten des Fürstentums Nordfalken und ist ein ausgesprochen vielseitiges Land. Himmelhohe Gebirgsrücken und tiefe Täler, dichte Wälder und sanfte Auen, stille Seen und sprudelnde Gebirgsbäche – all das findet sich in Falkenberg.

 

Im Osten bilden die schneebedeckten Gipfel des Silbergebirges eine natürliche Grenze zu Branden, welche nur am sogenannten Hohen Grat überschritten werden kann. Über den Pass wacht die Feste Trollgard, errichtet auf den Grundmauern eines uralten trollischen Bollwerks. Noch heute kann man an den gewaltigen Steinquadern die Spuren des Kampfes erkennen, der hier vor Jahrtausenden zwischen Trollen und Drachen getobt hat.

 

Seinen Namen trägt das Gebirge nicht zu Unrecht, denn vor allem in den südlichen Ausläufern finden sich neben Eisen und ein wenig Kupfererz auch reiche Silbervorkommen. Diese Metalle haben der Grafschaft einen bescheidenen Wohlstand beschert, doch heute steckt das wichtigste Exportgut des Landes nicht in den Bergen, sondern wächst auf ihnen. Denn im Schatten der Berge gedeihen dichte Wälder von Steineichen, deren hartes Holz beinahe unverzichtbar ist für den Schiffsbau.

 

Die Bäume werden vor allem in der Baronie Hohenwacht im Norden Falkenbergs geschlagen und gelangen auf den Flüssen Kaltlauf und Eller nach Kaltenbach, dem Hauptumschlagsplatz für Steineichenholz in der Grafschaft. Von dort werden sie von Flößern über den Ellersee und das kurze Flüsschen Braune zu einem Seitenarm des Nebelsees transportiert.

Dort liegt das Städtchen Sigurds Heim, der Legende nach gegründet von Sigurd höchstselbst, dem größten Helden des Falkengürtels. Um den Ort herum breitet sich eine weitläufige Sumpflandschaft aus, welche sich sowohl nördlich als auch südlich des Seitenarms bis hin zum eigentlichen Nebelsee erstreckt.

Dessen tiefblaues Wasser liegt genau im Zentrum der Grafschaft. In seiner Mitte wiederum soll sich eine mysteriöse Insel befinden, welche von einem ewigen Nebelschleier verborgen wird und angeblich das höchste Heiligtum des Andraia-Kultes beherbergen soll.

 

An den Ufern des Nebelsees finden sich drei der größten Städte Falkenbergs, genährt von Handel und Verkehr.

Im Norden, wo der breite Strom des Aldram den See in Richtung Meer verlässt, liegt Hirschfelden, Hauptstadt und Herrschaftssitz der gleichnamigen Baronie. Hohe Zolleinnahmen haben der Stadt und den Baronen Macht  und Wohlstand beschert, denn neben dem Fluss verläuft mit der Reichsstraße III auch eine der wichtigsten Verkehrsadern des gesamten Königreiches durch Hirschfelden.

 

Vom Fürstentum Odiare im Norden kommend führt diese Straße stets nach Süden, zunächst am Aldram entlang und danach am Westufer des Nebelsees. Folgt man ihrem Verlauf, so erreicht man nach etwa fünfundzwanzig Meilen die Stadt Ochsenruh, welche durch die berüchtigte Blutnacht in die Geschichte der Grafschaft einging. Hinter der Stadt breiten sich weite Ebenen aus, auf denen große Rinderherden grasen und Getreidefelder sich im Wind wiegen.

 

Nach weiteren fünfundzwanzig Meilen auf der Reichsstraße gelangt man schließlich nach Dreibrücken. Die Hauptstadt der Baronie gleichen Namens ist das pulsierende Herz Falkenbergs, das Handelszentrum und die mit Abstand größte Stadt der gesamten Grafschaft. Die Lage an drei Flüssen, dem Nebelsee und zwei bedeutenden Reichsstraßen sorgt für ein immerwährendes geschäftiges Treiben und immensen Reichtum. Eine bis über die Landesgrenzen hinaus bekannte Besonderheit sind sie sogenannten Brückenbarone. Dabei handelt es sich um besonders reiche Handelshäuser oder Zünfte, die für die Pflege und Instandsetzung der namensgebenden Brücken verantwortlich sind. Diese Aufgabe ist teuer, gilt aber als ausgesprochen prestigeträchtig.

 

Folgt man von Dreibrücken aus dem Thein flussaufwärts gelangt man zu einer saftig grünen Hügellandschaft, der sogenannten Hügelheide. Wo heute vor allem Schafsherden weiden, fand vor vielen Jahrhunderten eine große Schlacht statt. Noch immer erzählen die Schäfer dort bisweilen von seltsamen Erscheinungen, die in der Nacht auf den Hügelkuppen zu sehen sein sollen.

Weiter im Osten beginnen wieder dichte Wälder und die Ausläufer des Silbergebirges. Ein besonders hoher Bergrücken ragt weit in das Land hinein, und auf diesem Vorsprung haben die Herren der Grafschaft ihren Sitz.

Schloss Falkenberg ist gleichermaßen Festung und Repräsentationsbau. Während die Lage es beinahe uneinnehmbar macht, sorgen ein Wasserfall, ein Rosengarten und ein überaus beeindruckender Ausblick auf die Grafschaft  stets für große Augen bei den Gästen des Grafen.

 

Der Wasserfall speist einen kleinen See, aus dem der Fluss Laar entspringt und nach Norden fließt. Die Laar durchquert einen lichten Wald, vereinigt sich mit dem Bächlein Mergel und strebt dann in einem breiten Tal dem Nebelsee entgegen. Ungefähr auf halbem Wege dorthin liegt die Stadt Furth. Von Dreibrücken kommend überquert die Reichsstraße IV hier die Laar und verläuft dann weiter nach Osten zum Hohen Grat und nach Branden. Die einst namensgebende Furt wurde mittlerweile durch eine steinerne Brücke ersetzt.

Der Fluss wird im weiteren Verlauf immer breiter und flacher, verzweigt sich im Südmoor immer weiter und mündet schließlich einige Meilen südlich von Sigurds Heim in den Nebelsee.

 

Verlässt man Dreibrücken jedoch in Richtung Westen und folgt der Schwarzwasser, so erreicht man nach einigen Dutzend Meilen die Nordostspitze der Großen Sichel. Der Fluss hat sich dort tief in das Gestein gegraben und der Weg ist mühsam und gefährlich. Immer wieder stürzen Mensch und Tier auf diesem Pfad in den Abgrund oder werden von Steinschlägen zermalmt.

Am Ende des Weges gelangt man zur Bergbausiedlung Aschenthal. Im Schatten des Gebirges wird hier vor allem Steinkohle gefördert, welche dann mit Maultieren abtransportiert wird. Die Namen von Ort und Fluss rühren von dem Kohlenstaub, der im Lauf der Zeit das ganze Tal mit einer schwarzen Schicht überzogen hat und das Wasser dunkel färbt.

 

Anstatt den beschwerlichen Weg nach Aschenthal auf sich zu nehmen, kann man von Dreibrücken aus auch auf Reichsstraße IV in Richtung Westen reisen. Nach etwa vierzig Meilen überschreitet man die Grenze zur Baronie Wulfenheim und betritt den Grimmforst.

Dieser uralte und dunkle Wald bedeckt den gesamten Nordwesten der Grafschaft und den Großteil Wulfenheims. Hier ist Falkenberg am wildesten und urtümlichsten. Viele Geheimnisse sollen sich in den Tiefen des Waldes verbergen, und ebenso viele Gefahren. Die Bewohner der Baronie erzählen von magischen Steinkreisen und trollischen Ruinen, von Werwölfen und Riesenebern.

Wie viel Wahrheit in diesen Geschichten steckt, kann nicht mit Bestimmtheit gesagt werden. Fest steht jedoch, dass ungewöhnliche viele Menschen im Grimmforst verschwinden und nie wieder auftauchen. Auch Räuber sind dort ein Problem, dem man bisher nie vollends Herr werden konnte.

 

Die Reichsstraße IV jedoch gilt als vergleichsweise sicher. Folgt man ihr weiter, so gelangt man nach Waldhofen, einem kleinen Städtchen inmitten all der Bäume. Hier überquert die Straße an einer Furt den Wyrm, der in der Großen Sichel seinen Ursprung hat und sich in weiten Schleifen durch den Grimmforst schlängelt, bis er im Norden der Baronie nach Westen abknickt und in Richtung der Grafschaft Langenthal weiterfließt.

Auf einer großen Felsinsel kurz hinter dieser Flussbiegung liegt die Feste Wolfsehr, die Stammburg der Herren von Wulfenheim. Über das alte und düstere Bollwerk werden nicht minder schaurige Geschichten erzählt als über den umliegenden Wald. Dennoch haben die Barone von Wulfenheim bis heute ihren Wohnsitz in dem trutzigen Gemäuer.

 

Etwa zwanzig Meilen hinter Waldhofen zweigt ein Weg nach Süden von der Reichsstraße ab, auf der man nach weiteren zwanzig Meilen die Grenze zur Grafschaft Langenthal erreicht.

Die andere Straße führt nach einigen Meilen in die Große Sichel und überquert das Gebirge am sogenannten Sichelstieg. Dahinter folgt sie einem langen, gewundenen Tal zwischen den Bergen, an dessen Eingang Ammerngrund liegt. Wie einige andere Siedlungen in Falkenberg lebt auch diese Stadt vom Bergbau. Allerdings werden hier anstatt von Erzen oder Kohle verschiedene Edelsteine gewonnen, insbesondere Rubine und Saphire.

 

Von Ammerngrund aus verläuft eine Straße nach Süden in Richtung der Grafschaft Sichelstein, eine weitere folgt dem Verlauf des Gebirges bis zu dessen Ende. Dort trifft sie in dem Ort Mühlendorf auf die Reichstraße III, welche von Sichelstein kommt und nach Dreibrücken führt.