Das Königreich Arkadien

Das Königreich Arkadien umfasst insgesamt sechzehn Fürstentümer, die sich in mehrere eigenständige Kulturkreise einordnen lassen. In dieser Konstellation hat das Reich mittlerweile beinahe 800 Jahre mehr oder weniger unverändert überdauert. Doch in letzter Zeit haben sich Risse im Gefüge des Reichs aufgetan...

 

Benannt ist das Land nach der Provinz Arkadium, den Stammlanden des Königshauses. Dieses Fürstentum ist zwar für sich genommen den meisten anderen Provinzen an Reichtum und Macht überlegen, kann jedoch keinesfalls das gesamte Herrschaftsgebiet allein durch seine Stärke kontrollieren. Daher waren die Könige Arkadiens seit jeher darauf angewiesen, gute Beziehungen zu all ihren Vasallen zu unterhalten. Die teilweise grundverschiedenen Bedürfnisse der unterschiedlichen Provinzen lassen diese Aufgabe oft zu einem wahren Balanceakt werden.

 

Die engsten Verbindungen hatte Arkadium historisch betrachtet mit den Fürstentümern Odiare, Mordant, Lent und Sommersfall, die eine gemeinsame Kultur mit den königlichen Stammlanden teilen. Gelegen an der nördlichen Küste des Reiches bilden sie zusammen die sogenannten Urarkadischen Länder. All diese Provinzen sind aufgrund der Küstenlage durch eine vorwiegend maritime Tradition geprägt und wurden vor allem durch den Seehandel reich und mächtig.

Die Bewohner der Urarkadischen Länder sind sich ihrer Vorrangstellung im Reich durchaus bewusst und treten entsprechend auf. Im Allgemeinen gelten sie jedoch als eher kühl und distanziert.

 

Im Südwesten Arkadiens breiten sich die weiten Ebenen und sanften Hügel der Tieflande aus, welche die Fürstentümer Chateaufaux, Fourcheroiles, Morrillon, Santhia und Corzigiano umfassen. Diese Länder sind zwar arm an abbaubaren Rohstoffen, besitzen aber aufgrund des warmen Klimas hervorragende Voraussetzungen für die Landwirtschaft. Tiefländische Nahrungsmittel werden in weite Teile des Reiches exportiert, was den Provinzen den inoffiziellen Titel eines Brotkorbs für Arkadien eingebracht hat.

Tiefländer verstehen sich als außerordentlich gebildet und kultiviert, während sie den Rest des Reiches für weltfremd, schnöde und langweilig halten.

 

Die Fürstentümer Zeidenland, Lechberg und Casekow schließen sich östlich an die Tieflande an und bilden gemeinsam die Ostlande. Gewaltige Gebirgsketten bilden dort eine natürlich Grenze nach Süden, während im Nordosten die Wellen des Nordmeeres gegen steile Klippen donnern. Die Landschaft ist geprägt von kalten Höhenzügen und kargen Steppen, welche sich auch über die Landesgrenzen hinweg weit nach Südosten ausdehnen. Dort leben wilde Barbarenstämme, die sich in unregelmäßigen Zeiten zusammenrotten und bereits drei Mal in das Reichsgebiet eindrangen.

Die Ostlande sind aufgrund des Klimas zwar auf die Einfuhr von Nahrungsmitteln angewiesen, verfügen aber über gewaltige Erzvorkommen in den südlichen Bergen. Diese natürlichen Rohstoffe haben den Ostländern großen Reichtum beschert, aber auch einen Ruf als Knauser und Erbsenzähler.

 

Nördlich der Ostlande und südlich der arkadischen Einbuchtung liegt das Fürstentum Branden. Einst ein blühender Landstrich, fiel die Provinz durch die sogenannte Jammerzenturie völlig in sich zusammen und lag lange Jahre brach. Die genauen Umstände dieser Ereignisse bleiben bis heute rätselhaft.

Erst kürzlich konnte das Fürstentum wieder zurückgewonnen werden und befindet sich nun wieder im Aufschwung. Die Menschen dort gelten zwar als zäh und bodenständig, zugleich aber auch als abergläubig und verschroben.

 

Der Falkengürtel schließlich, bestehend aus den Fürstentümern Nordfalken und Wernheim, liegt in der Mitte des Reiches, umgeben von den Urakadischen Ländern im Norden, den Tieflanden im Westen, den Ostländern im Süden und Branden im Osten, dem man kulturell sehr nahe steht.

Trotz seiner zentralen Lage stand der Falkengürtel schon immer in dem Ruf, rückständig und eigenbrötlerisch zu sein. Dies mag darin begründet liegen, dass diese Provinzen relativ unabhängig vom Rest des Reiches sind. Sie besitzen weder den enormen Reichtum der Ostlande, noch die hohen landwirtschaftlichen Erträge der Tieflande, aber dennoch genügend eigene Rohstoffe und fruchtbare Landstriche, um nicht zwingend auf Importe angewiesen zu sein.

Die Bewohner des Falkengürtels werden vom Rest Arkadiens häufig als hitzköpfig und direkt empfunden, aber auch als treu und ehrenhaft.


Die politische Situation im Reich

Durch die verflochtenen Interessen der Fürstentümer ist Arkadien über die Jahrhunderte hinweg vergleichsweise stabil geblieben. Zwar hat der arkadische König seit jeher eine starke Vormachtstellung gegenüber seinen Fürsten genossen, war für deren Erhalt aber stets auf eine Zusammenarbeit mit seinen Vasallen angewiesen.

Gerade diese Zusammenarbeit wird aber immer öfter in Frage gestellt. Die Fürsten des arkadischen Kernlandes haben in den letzten zwei Jahrhunderten viel an Autonomie gewonnen und damit die Position des Königs geschwächt. Die aktuelle Situation in Branden und die Rolle, die König Computus dabei spielte, hat für erhebliche Unruhe in den Reihen der Fürsten gesorgt, sodass mittlerweile erste Stimmen von einem drohenden Bürgerkrieg reden.

 

Der Einfluss der Tieflande war durch die Jammerzenturie in Branden erheblich gestärkt worden, denn das fruchtbare Fürstentum hatte als wirtschaftliches Gegengewicht zu den südwestlichen Provinzen gewirkt.

Der Versuch einer Rückgewinnung Brandens auf Anweisung des Königs stieß demnach auf wenig Gegenliebe bei den tiefländischen Fürsten, barg jedoch Vorteile für den mit Branden verbunden Falkengürtel, der sich dadurch größeren Einfluss erhoffte.

Nachdem der von Computus entsandte Frank von Branden bei der Wiedererschließung seines Fürstentums jedoch mit einer Rebellion konfrontiert wurde und seinen König um Hilfe bat, ließ dieser stattdessen die Grenzen blockieren.

Diese Entscheidung, welche als Murgischer Dolchstoß bekannt wurde, wurde von den Falkenfürsten als offener Verrat an einem der ihren aufgefasst.

Morrillon, Santhia und Corzigiano schlossen sich dem erzürnten Falkengürtel an, denn sie befürchteten eine ähnliche Antwort, sollten sie Computus dereinst um Hilfe bitten müssen.

Chateaufaux und Fourcheroiles dagegen hielten dem König ebenso die Treue wie dessen urarkadische Vasallen, während die Ostlande vorerst eine neutrale Haltung einnahmen.

 

Die Verhältnisse in Branden sind nach wie vor unsicher, was einen diplomatischen Dialog ungemein erschwert. Frank von Branden erkrankte schwer und übergab die Herrschaft an seinen General Dietrich von Harkhoff. Unter diesem sind zwar deutliche Fortschritte zu verzeichnen, aber die innenpolitische Lage ist noch immer äußerst angespannt.

Dennoch ist die Haltung Brandens von entscheidender Bedeutung in diesem Konflikt, denn diese Provinz ist schließlich die geschädigte. Sollte Dietrich von Harkhoff sich für den König aussprechen, wäre der Hauptgrund für einen Bürgerkrieg nicht länger gegeben. Gleichzeitig würde er sich damit aber erneut der Gefahr einer Rebellion im eigenen Land aussetzen. Von Harkhoff, der erst kürzlich zum tatsächlichen Herrscher Brandens gesalbt wurde, hat sich in dieser schwierigen Angelegenheit bislang noch nicht entschieden.

 

So stehen nun die Urarkadischen Länder zusammen mit Chateaufaux und Fourcheroiles einem Bündnis aus Falkengürtel und tiefländischen Verbündeten gegenüber. Noch kam es zu keinen Kämpfen, aber beide Seiten haben ihre Vorbereitungen getroffen und halten sich bereit. Auch wirtschaftliche Maßnahmen wie erhöhte Zölle beginnen bereits, ihre Wirkung zu entfalten. Von einer Ausweitung solcher Schritte wären vor allem die Ostlande betroffen, denn sie sind durch den Falkengürtel und seine Verbündeten vom Rest des Reiches abgeschnitten.

Mit jedem Tag wächst so der Druck auf die Ostlande. Sollten sie sich letztlich auch gegen den König entscheiden, würde seine Position nahezu unhaltbar werden. Doch noch ruhen die Waffen…